Was ich immer wieder besonders schön finde, ist die Begeisterung, mit der manche Kinder Musik machen. Es ist unglaublich, was einige für einen Ehrgeiz haben und wie konzentriert sie eine Stunde lang Klavier üben können. Eine Klavierschülerin, die vor drei Wochen bei mir angefangen hat zu spielen, vergisst dabei immer alles um sich herum, weil sie so versunken ins Spielen ist. Und weil sie unbedingt alles perfekt richtig machen will, fängt sie bei jedem falschen Ton, den sie erschrocken mit „Oh“ kommentiert, wieder von vorne an. Gestern hat ein etwa 9-Jähriger, mit dem ich eigentlich Gitarre spielen wollte, das Klavier für sich entdeckt und war für die nächsten anderthalb Stunden nicht mehr von dort wegzukriegen. Bis dahin hatte er wohl Keyboard-Unterricht. (was natürlich bei weitem nicht so toll ist!) Anstatt Gitarre haben wir dann also vierhändig Klavier gespielt und es war so herrlich, dabei sein strahlendes Gesicht zu sehen. Heute kam er übrigens wieder, um einfach nur Klavier zu spielen. Da konnte ich einfach nicht nein sagen.
Herrlich ist auch, dass wir jeden Tag nach dem Unterricht von einer Gruppe Jungs, alle zwischen 10 und 15, nach Hause begleitet werden. Heute haben wir dann noch eine Stunde auf der Straße Wettrennen und Armdrücken gespielt. „Miss Maleika, you must run with us!“ -Ooookay. Natürlich wurde barfuß gerannt und natürlich habe ich kläglich verloren, denn die sind unheimlich schnell. Beim Armdrücken habe ich sie dafür alle fertig gemacht, was sie mir nicht ganz verzeihen konnten.
Natürlich werden diese Jungs uns alle eines Tages in Deutschland besuchen. Das ist doch ganz klar, die große Reise ist schon fest geplant. Es träumt hier wohl ausnahmslos jeder davon, eines Tages nach Europa zu reisen. „I want to visit you and see your country!“ Ja, was soll man darauf sagen? Wohl kaum, dass die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen jemals nach Deutschland kommen wird, sehr gering ist. Auch wenn das leider die Wahrheit ist. Es ist so ungerecht, dass ich einfach so hierher kommen konnte, ohne viel dafür zu tun.
Es ist immer wieder beeindruckend, wie selbstständig und lebenstüchtig viele Kinder sind. Gestern haben sie mir erklärt, wie ich meine Tasche lieber nicht tragen sollte, da man sie mir sehr leicht stehlen könnte. Zur Demonstration hat mir einer meine Trinkflasche entwendet, ohne dass ich das Geringste mitbekommen hätte. Geschickt sind sie wirklich. Da kann ich wohl noch etwas von ihnen lernen. Gut, dass ich nun auch keinen Selbstverteidigungskurs mehr brauche, denn auch den bekomme ich so kostenlos.^^ „You must hold you hands like that, so I cannot hit you.“ Na, ein Glück dass ich das jetzt auch weiß.
Was noch ansteht ist wohl das Fahrradrennen... jedoch habe ich dabei irgendwie Bedenken, da keines der klapprigen Räder, die einige wenige Kinder besitzen, über funktionierende Bremsen verfügt.
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