Dienstag, 19. April 2011

Bilder von unterwegs - ein Nachtrag

So, nun aus Deutschland nach Deutschland von mir (Jonas) noch ein Bilder von unserer Reise. Aus den anfangs 3192 Fotos, die in den fast fünf Wochen zusammen gekommen waren, soll eine kleine Auswahl gezeigt werden. Da ich mich selbst noch durch die Ordner wühlen muss, wird in den nächsten Tagen wohl das eine oder andere Bild noch dazukommen.
(Zum größeren Betrachten der Bilder einfach draufklicken...)


















Dienstag, 12. April 2011

Endlich ein Lebenszeichen!


Nach langer Zeit der „Funkstille“ melde ich mich nun wieder aus Namibia und hoffe, ihr nehmt es mir nicht allzu übel, euch monatelang ohne Nachricht gelassen zu haben. Keine Angst, es ist nichts Schlimmeres passiert, was mich am Schreiben gehindert hätte (abgesehen von der anhaltenden Abwesenheit meines Computers). Vielleicht bin ich auch etwas schreibfaul geworden… aber ich arbeite daran.
Nach wie vor lebe ich in einer nun schon seit Dezember von ständigen Regenfällen geradezu überfluteten Stadt ( - leichte Übertreibung, aber während ich dies schreibe schüttet es wieder so stark, wie ich es in Deutschland niemals erlebt habe.) Langsam wird es tatsächlich etwas kühler, vor allem nachts, was wohl eine Ankündigung des nahenden Winters ist. Ein noch deutlicheres Anzeichen: Es wird immer früher dunkel, wodurch sich die Zeit, in der ich mich frei durch Tsumeb bewegen kann deutlich verkürzt. Nachdem kürzlich die Uhr umgestellt wurde, ist uns nun noch eine weitere Stunde des Tages geraubt, da denke ich manchmal schon mit etwas Neid an den nun nahenden Frühling in Deutschland…

Hier folgt nun also eine kurze Zusammenfassung der letzten zwei Monate: 

Neustart nach der Sommerpause…
Mitte Januar ging die Arbeit wieder los, mit neuem Schwung und Motivation. Tatsächlich freute mich wieder auf das APC, die Kinder, die Musik… Bis dort jedoch wieder alles so lief, wie es sollte, brauchte es eine Menge Anlaufzeit. Ein neues Schuljahr, neue Stundenpläne, neue Schüler, neue Lehrer… alles musste erst wieder koordiniert werden und das war oft nicht so einfach, denn in Sachen Organisation hat man ja hier hin und wieder seine Probleme. Dadurch hatte ich anfangs eine ganze Menge Freistunden, musste beinahe täglich meinen gesamten Stundenplan umstellen, weil sich Zeiten überschnitten, Schüler sich verplant hatten oder einfach eine Weile brauchten, um die neuen Unterrichtszeiten im Kopf zu haben und so weiter. Mitte Februar hatte sich dann endlich alles so eingespielt, dass ich gut beschäftigt, gefordert und mit meiner Arbeit ganz zufrieden war. Es war das Gefühl, endlich so richtig angekommen zu sein, eine gewisse Routine gefunden zu haben, die dabei jedoch nicht langweilig war. Vielleicht liegt mir der Lehrerberuf ja doch ein ganz kleines bisschen…

Ein namibischer Umzug…
Doch schon bald folgte das Drama mit dem Umzug: Friedemann und ich hatten aus verschiedenen Gründen beschlossen, aus den APC-Lehrerhäusern auszuziehen. So würden wir z.B. auch endlich Freunde einladen dürfen und vor allem selbstständig sein. Die Vorstellung, Verantwortung für eine eigene Wohnung zu tragen, übte auf mich zumindest einen großen Reiz aus. (Dass diese Entscheidung für einige APC-Leute ein Problem darstellte, erfuhren wir erst später durch Zufall.) In Namibia mietet man keine Wohnung, sondern wenn schon, dann gleich ein ganzes Haus. Ohnehin sind diese ja meist einstöckig und Mehrfamilienhäuser sind selten. 
Das neue Haus also war für unsere Verhältnisse relativ groß, im Grunde wirklich schön. Von außen rosa getupft –naja, das ist gerade so zu verkraften. Allerdings hatten die Vormieter wohl nicht so allzu viel Wert auf Hygiene gelegt, was man zum Beispiel dem Teppichboden sehr gut ansehen konnte. Dass wir aufgrund des nicht ganz einwandfreien Zustandes tagelang mit Putzen beschäftigt waren, war ja nicht schlimm. Dass Wasserhähne und Glühbirnen fehlten –kein Problem.  Die Dusche lief den ganzen Tag und ließ sich weder auf- noch richtig zudrehen. –Tja, die Wasserrechnung zahlt ja der Vermieter. Duschen? Unnötiger Luxus! Nein, man begießt sich seither mit einem Topf mit Wasser. So hat man immerhin den Komfort warmen Wassers, sofern man dieses vorher kocht. (Dass ich warmes Wasser aus der Leitung hatte, ist ohnehin schon eine ganze Weile her.) Dass das Bad aufgrund undichter Leitungen ständig unter Wasser stand… äußerst ungünstig. Also: alle zwei Stunden wischen, damit der Teppichboden im Wohnzimmer durch das unter der Tür durchfließende Wasser nicht völlig durchweicht. Der Geruch desselben war nämlich dadurch doch recht unangenehm…
Dass sich im ganzen Haus allerdings kein einziges Möbelstück befand, stellte jedoch in gewisser Weise ein Problem dar. Zumindest Betten, Kühlschrank und Herd sind doch eine unverzichtbare Grundausstattung. Hier habe ich wieder einmal die Hilfsbereitschaft Namibias kennengelernt, von der ich tatsächlich beeindruckt war. Innerhalb einer Woche befanden sich in unserer Wohnung zwei Betten, drei Tische und viele Stühle (-geliehen von der deutschen lutherischen Gemeinde in Tsumeb), ein Kühlschrank -von einer über 80-jährigen Frau, die uns auch gleich Töpfe und einen Wasserkocher zur Verfügung stellte, ein kleiner Herd, ein Regal, ein Spiegelschrank (!)  und bald sogar ein Sofa. 

Unser Wohnzimmer -die Namibia-Flagge durfte doch nicht fehlen!
Für den Transport hatte sich auch schnell jemand mit einem offenen Pick-up gefunden, dessen Onkel beim Tragen half und sich auch gleich noch um unsere defekten Wasserhähne kümmerte. Das Wasser im Bad lief noch ein paar Wochen, bald auch in andere Zimmer –bis die Leitung repariert und die Dusche zugestopft war. Unsere WG besteht inzwischen aus Friedemann, mir, und Selma und Rossina –zwei einheimischen Mitbewohnerinnen. Seit gestern stehen in dem geräumigen Wohnzimmer noch zwei zusätzliche Sofas –natürlich alle geliehen, ohne dass wir darum gebeten hätten- und wir haben ständig Besuch. In der Küche fehlt nach wie die elektrische Beleuchtung, aber man kann es auch als ganz besondere Herausforderung betrachten, jeden Abend im Dunkeln, quasi blind, zu kochen und immer wieder aufs Neue gespannt auf das Ergebnis zu sein. Ebenso gewöhnt man sich an die manuell betriebene „Dusche“. 

 
Und schon wieder Urlaub…
Nach einem Monat Tsumeb folgte schon der nächste lange Urlaub. „Das nennt sich dann also Freiwilligendienst in der Entwicklungszusammenarbeit!“ –könnte man jetzt sagen und eigentlich war das auch nicht ganz so geplant. Zu verdanken habe ich diesen Umstand Jonas, der mich für einen Monat in Namibia besuchte –ursprünglich, um eine Weile im APC mitzuarbeiten und dann etwas gemeinsam durchs Land zu Reisen. Der erste Teil des Plans entfiel jedoch aus diversen Gründen, offensichtlich war das in meinem Projekt nicht erwünscht. Dass ich stattdessen jedoch frei bekam (-auch wenn ich im Gegenzug nun auf die nächsten Schulferien verzichte-), damit hätte ich nicht gerechnet. Für meine Schüler hatte ich im Voraus seitenweise Aufgaben zusammengestellt, in der naiven Hoffnung, dass wenigstens ein geringer Teil davon erledigt würde.
Ende Februar fuhr ich also nach Windhoek –die abenteuerliche Fahrt übergehe ich an dieser Stelle -um Jonas vom Flughafen abzuholen. Es folgte ein recht ungeplanter, spontaner und ziemlich erlebnisreicher Urlaub. Da wir ohne Kreditkarte kein Auto mieten konnten, mussten wir etwas improvisieren, Minibus fahren, uns mit anderen Freiwilligen zusammentun, Taxis nehmen, Trampen… echt Namibia-Style also.
Ein ausführlicher Reisebericht wie der letzte würde hier den Rahmen sprengen, abgesehen davon dass mir dazu die Zeit fehlt. Eine Kurzzusammenfassung  der Reiseroute, unterlegt mit einigen Fotos könnte euch aber eine ungefähre Vorstellung vermitteln.
Die ersten Tage verbrachten wir in Windhoek, wo wir uns unterschiedliche Orte, Sehenswürdigkeiten, unter anderem Katatura und den Open Market dort anschauten. 

Schöne Aussicht auf der Wanderung bei einer Farm außerhalb Windhoeks
 Per Anhalter kamen wir von dort nach Swakopmund, wo wir bei der Mutter meiner Mentorin, einer unheimlich lieben Oma unterkamen und umsorgt wurden. Dort trafen wir auch auf andere Freiwillige, gemeinsam taten wir das, was man in diese Stadt am besten kann: rumhängen, in Cafés sitzen und am Strand liegen. Ein abendlicher Ausflug in die Dünen, wo wir den Sonnenuntergang über dem Meer erleben konnten, durfte auch nicht fehlen. Glücklicherweise bekamen wir eine Mitfahrgelegenheit zur Wüstenforschungsstation Gobabeb, wo wir einige Tage verbrachten. Der Kuiseb hatte gerade Wasser und die Wüste war durch den kürzlich gefallenen Regen teilweise grün. Die Landschaft war beeindruckend, der Wasser herrlich, um sich abzukühlen. 


Der Kuiseb -beim Durchwaten blieb man fast im Schlamm stecken.
Warten auf einen herrlichen Wüsten-Sonnenuntergang

 Nach einigen Tagen ging es zurück über Swakop nach Karibib, von wo aus wir mit einigen anderen Freiwilligen in einem gemieteten Bus zu einer sehr traditionellen Damara-Farm in der Nähe von Korixas fuhren. Es gab weder fließend Wasser noch einen Stromanschluss, gekocht wurde überm Feuer und nachts besuchten angeblich Elefanten den Ort, an dem wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten. Morgens wurden also Kühe und Ziegen gemolken, wir hatten Gelegenheiten, einen Eselskarren zu lenken und durften –mehr oder weniger aktiv- beim Schlachten einer Ziege teilnehmen, die abends am Feuer gebraten wurde. Nach einer hindernisreichen Rückfahrt nach Karibib ergab sich wider Erwarten die Gelegenheit, mit einer anderen Freiwilligen und ihrem Freund mit einem gemieteten Auto zum Etosha Park zu fahren. Es ging also am nächsten Abend los, obwohl nächtliches Fahren ja recht riskant ist. (Zwei Tiere sind dann auch tatsächlich unter die Räder gekommen.) Zwei Tage lang fuhren wir also durch den Nationalpark und obwohl außerhalb der Saison sahen wir verhältnismäßig viele Tiere, sogar Löwen. Erwähnt sei auch der kleine Unfall, den wir und das Auto glücklicherweise unbeschadet überstanden. Nach einem kurzen Besuch des San-Dorfes Ombili, ebenfalls ein Weltwärts-Projekt, erreichten wir Tsumeb, wo wir die nächsten Tage verbrachten, dem APC einen Besuch abstatteten und am Wochenende in unserem Garten einen Braai (=namibisch für Grillabend) veranstalteten. Per Minibus gelangten wir Rundu und es versetzte mich völlig in Begeisterung, zum ersten Mal in Namibia einen richtigen Fluss, den Kavango, zu sehen. Aufgrund der starken Regenfälle war dieser riesig, die Strömung teilweise sehr stark und zusammen mit den Krokodilen und Flusspferden, die überall lauer sollte machte das unsere mehrstündige Kanutour zu einem Nervenkitzel –Erlebnis. 


Der Kavango -in der Regenzeit dreimal so breit wie gewöhnlich.

Zum letzten Mal auf unserer Reise waren wir danach in Tsumeb, bevor wir uns auf den Weg zum Waterberg machten. Per Anhalter und Taxi kamen wir dort am Campingplatz an, über welchen man nachts die Schreie der Paviane hörte (welchen man im Übrigen auch hin und wieder begegnete). Die Landschaft um und auf dem großen Plateau ist ungewöhnlich für Namibia, doch sehr schön und erinnert an Urwald. Der Blick von oben über das weite Land ist einfach unglaublich. Wir machten Bekanntschaft mit zwei deutschen Touristen, die in ihrem 4X4 noch Plätze frei hatten und uns spontan noch zu einer sehr abgelegenen Gästefarm mitnahmen, wo wir Gelegenheit hatten, an eine vierstündige Wildbeobachtungstour teilzunehmen und sogar abends zu einem unglaublichen Menü eingeladen wurden. Mit den beiden, die zufällig den gleichen Rückflug gebucht hatten, wie Jonas, fuhren wir am nächsten Tag mit nach Windhoek. Nach einer Nacht in einem gemütlichen Backpackers erfuhren wir, dass der Flug um einen Tag verschoben wurde und kamen so in den Genuss einer Übernachtung im Vier-Sterne-Hotel –wir hatten doch unglaubliches Glück. Damit hatte die Reise einen krönenden Abschluss gefunden.

Und noch ein Neustart…
Als ich wieder in Tsumeb eintraf wurde mir bewusst, wie lange ich weggewesen war. Das Ankommen im Alltag nach vier Wochen Ferien war etwas ernüchternd. Wieder einmal musste ich im APC praktisch von vorne anfangen, denn wie zu erwarten hatten die Schüler  ihre Aufgaben teilweise nicht einmal angeschaut, viele ließen sich gar nicht mehr blicken, mussten sich mehr auf die Schule konzentrieren… Meinen mühsam aufgestellten Stundenplan konnte ich also fast vollständig streichen. Natürlich bekam ich schnell wieder neue Schüler, neue Anfänger denen ich nun wieder mühsam erklären muss, was eine Note ist. Etwas frustrierend war das jedoch schon.
Langsam gewöhne ich mich jedoch wieder an den Alltag und habe inzwischen festgestellt, dass einige der neuen Schüler recht motiviert und zudem nicht unbegabt sind.
Leider bin ich seit Freitag ebenfalls von der Grippe erwischt worden, die hier scheinbar fast alle mitnimmt und die wohl zu einem nicht geringen Teil von der vergifteten Luft der städtischen Mine (Arsen) verursacht wird, welche die Atemwege angreift. Seitdem schlucke ich also fleißig Antibiotikum sowie diverse andere Medikamente und verbringe die Tage zu Hause. Immerhin komme ich so endlich zum Schreiben. Morgen werde ich hoffentlich wieder arbeiten können und dann ist es bis zu den Osterferien ja auch nicht mehr weit.

Zum Abschluss meines Berichts sende ich noch viele Grüße nach Deutschland an alle, die diesen Bericht lesen.

PS: Zwei wichtige Dinge sind noch zu erwähnen:
1.:  In etwa 3 Wochen bekomme ich meinen Computer zurück und werde mich somit auch       wieder häufiger melden.
2.:  Ich habe inzwischen auch mein Rückflugticket für den 29.August, werde also ganz sicher zurückkommen.^^