Ein Tag, an dem ich eigentlich beim Aufstehen schon weiß, dass das ein Fehler war. Meine Dauerkopfschmerzen sind über Nacht wieder nicht verschwunden und wenn ich über meinen Tagesablauf nachdenke, habe ich schon keine Lust mehr. Ein Stundenplan voller Schüler, die sowieso nicht kommen werden oder zumindest völlig unmotiviert und uninteressiert sind.
Umso erstaunlicher, dass es dann doch ganz anders kommt. Aber wenn ich hier eines gelernt habe, dann, dass nie irgendetwas so kommt, wie ich es mir gedacht habe. Es ist völlig sinnlos, irgendetwas zu planen, denn letztendlich wird sowieso alles ganz anders. Es passieren einfach immer unvorhersehbare Dinge, die alle Planung durcheinander bringen - ja das ist Afrika und im Grunde finde ich es herrlich. Eine Stunde des Vormittags verbringe ich mit afrikanischem Tanz, was doch ziemlich viel Spaß macht. Mir bleibt danach noch genug Zeit, um Klavier und Geige zu spielen und das Akkordeon für mich zu entdecken. (Gut, dass ich mir nicht schon vorgenommen habe, hier Cello zu lernen. Und Querflöte.) Die Mittagspause lang liegen wir faul auf der Wiese im APC herum und klagen uns gegenseitig unser Leid, wie wenig Lust wir doch zum unterrichten haben. Ich rechne frühestens gegen halb drei mit meinem ersten Schüler, bis ich kurz nach zwei plötzlich gerufen werde. "Teacher, I have already been here since 1 o´clock." Er hatte tatsächlich eine Stunde lang geübt, kaum zu fassen. Seit ich ihn kenne, hat außerhalb des Unterrichts kein einziges Mal gespielt. Ja, eigentlich hat er ja keine Zeit, weil er gleich wieder zur Schule muss, wollte dafür aber ein bisschen eher kommen, um die Stunde nicht ausfallen zu lassen. Meine Laune wird schlagartig besser, das ist so unheimlich schön.
Tatsächlich kommen heute Nachmittag ausnahmslos alle Schüler zum Unterricht, was wirklich eine Seltenheit ist. Außerdem: Alle haben geübt und die Hausaufgaben, die ich gegeben habe, tatsächlich gemacht. Der absolute Höhepunkt ist aber das Versprechen eines Mädchen nach der Geigenstunde: „Teacher, I don´t know when, but one day I will buy for you chocolate.“ Ich bin völlig sprachlos und kann dazu nicht einmal Nein sagen. Dazu muss man wissen, dass Schokolade hier nicht nur für Kinder das absolut Größte ist, sehr selten und ziemlich teuer. Und dass die meisten Kinder sich das nicht leisten können. Wie komme ich also dazu, ich bin keine gute Lehrerin. Ich bin so gerührt, dass ich fast weinen muss. Das klingt verrückt, aber irgendwie weiß ich, dass sie mir wirklich Schokolade schenken wird. Wie gut, dass ich heute Morgen nicht im Bett geblieben bin!
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