Montag, 15. August 2011

Ein Jahr Tsumeb - und jetzt ?

Die Zeit rennt und da ich mir noch vorgenommen hatte, einige Dinge aufzuschreiben, so lange ich noch in Tsumeb bin, werde ich mich jetzt etwas ranhalten müssen... Heute in einer Woche werde ich schon auf dem Weg nach Windhoek sein, bis dahin sollte diese Wohnung vollständig ausgeräumt sein, meine Koffer gepackt und alle überflüssigen Gegenstände an Bekannte verteilt…
Im Rückblick auf ein ganzes Jahr Namibia, möchte ich doch wenigstens so etwas wie eine Bilanz -nein, das ist unmöglich, denn da würde ich vermutlich nicht mehr fertig mit schreiben. Momentan erwische ich mich selbst in meinem Alltag jedoch immer wieder beim Vergleichen: Wie wird das dann wohl in Deutschland sein? Besser, schlechter, anders? Um diese Dinge zusammen zu fassen, werde ich jetzt eine Liste aufstellen, die ich in den nächsten Wochen immer wieder ansehen, fortführen und 3möglicherweise völlig neu schreiben kann.

Dinge, die ich nicht vermissen werde…

  • das Essen, z.B. Weißbrot, das viele Fleisch, matschige Nudeln…
  • die Aufmerksamkeit, die mir als Weiße zuteil wird: dass mir auf der Straße jeder hinterher ruft, die  "Oshilumbu“-Rufe der Kinder, „Hey, give me 1 Dollar!“, „Gib mir deine Handynummer“, „Heirate mich!“, …
  • das nächtliche Krähen des Hahns vor meinem Fenster, das mir den Schlaf raubt
  • nach Sonnenuntergang das Haus nicht mehr verlassen zu können
  • die Minenluft, von der ich ständig Husten und Halsschmerzen bekomme
  • das Klamottenwaschen per Hand
  • das „Höflichkeits-Ja“, das man zu hören bekommen, wenn die ehrliche Antwort „Nein“ heißen würde
  • das unangenehme Gefühl der Metallfedern meiner Matratze in meinem Rücken
 
Dinge die ich vermissen werde: 
-    
  • morgens mit der Gewissheit aufwachen, dass draußen die Sonne scheint
  • meinen namibischen Namen „Maleika“
  • den täglichen Abschiedskuss von meiner kleinen Geigenschülerin Catrina
  • die 100 Frei-SMS pro Tag
  • unser herrlich improvisiertes Haus –nicht schön aber besonders-
  • Oshikandela –namibischer Trinkjoghurt
  • die „african time“ –es läuft eben alles etwas gemütlicher und ohne Hektik ab (Ich fürchte mit der Pünktlichkeit in Deutschland werde ich in Zukunft noch mehr Probleme haben.)
  • die Spontaneität -Dinge im Voraus zu Planen, hat ja sowieso keinen Sinn
  • viel Zeit zum Musikmachen, sowie die vielen mir dazu zur Verfügung stehenden Instrumente und anderen Musiker
  • von allen Menschen gegrüßt und mit Namen angesprochen zu werden –in Tsumeb kennt ja jeder jeden
  • das Schwätzchen mit der Dame am Postschalter, deren Namen ich nicht einmal kenne, ebenso mit den Security-Leuten usw.
  • die dicken namibische „Memes“ in langen bunten Kleidern
  • Sonntags noch schnell zum Supermarkt gehen können, wenn man was vergessen hat            
  • die tollen Briefe, Postkarten und Päckchen von Zuhause

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern ist nur eine Sammlung spontaner Einfälle, ein kurzer Abriss über meine gegenwärtige Sicht der Dinge. Wer weiß, wie ich das in drei Wochen sehen werde…

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