Montag, 22. November 2010

Pirates of the APC

"Das mit diesem Orchesterwochenende wird doch sowieso nichts! Überlegt euch das gut, das wird für die Lehrer doch nur unheimlich anstrengend, die meisten Kinder kommen sowieso nicht und bei der Disziplin ist es doch unmöglich mit so vielen zusammen zu spielen..."
Wir rechneten also mit dem Schlimmsten. Versuchen wollten wir es aber trotzdem. (Wir = die vier Freiwilligen, also Gianna, Ronja, Friedemann und ich) Wochenlang wurde alles organisiert, das Stück -Filmmusik von „Pirates of the Caribean“ -ein wenig umgeschrieben und gekürzt, mit den Schülern geprobt, Tagespläne erstellt, Application forms geschrieben und verteilt, Einkaufslisten... Nach wie vor bestanden die Zweifel an der Unternehmung -Was, wenn das Stück viel zu schwer ist? Wenn die Hälfte der Kinder nicht da ist? Wer ist trägt die Verantwortung, wenn irgendwas passiert? Werden wir das mit der Disziplin irgendwie hinbekommen?

Letztendlich war es jedoch ein voller Erfolg - entgegen allen Prognosen ein herrliches Wochenende, das keiner so schnell vergessen wird. Ausnahmslos alle angemeldeten Schüler erschienen – eine sensationelle Teilnehmerquote von 100% -worauf wir nicht zu hoffen gewagt hatten.
Bereits in der ersten Gesamtprobe war ich völlig beeindruckt, wie gut das Zusammenspiel funktionierte, denn wir hatten mit einem totalen Chaos gerechnet. Sicher war es nicht perfekt, im Gegenteil, sogar ziemlich schräg, aber wir schafften es, von Anfang bis Ende zusammen zu spielen und die Begeisterung machte ohnehin (fast) alle Fehler wett.
Unser Stück wurde nun bis zum Umfallen geübt, Stimmproben, Stimmgruppenproben... Einzelproben... und wieder Gesamtprobe. Genug Freizeit für Spiele und natürlich Essen blieb dabei auch, sodass es zwar anstrengend, aber nicht langweilig wurde. Die Ausdauer und Begeisterung, mit der „King, Vize,...“ gespielt wurde, war tatsächlich erstaunlich.
Von wegen "Piratenorchester"

Obwohl der Großteil der Zeit mit Proben gefüllt war, war die Stimmung total schön. Man glaubt kaum, wie zwei gemeinsam verbrachte Tage den Zusammenhalt einer solchen Gruppe stärken - wir als die „Pirates of the APC“ waren nun ein Orchester, ein Team, das zusammen gehörte!
Letztendlich wurde das Pirates-Stück grandios, nicht weil alle Töne richtig gewesen wären, sondern weil man die Spannung während des Spielens förmlich spüren konnte, wenn jeder sein Bestes gab, weil es einfach Spaß machte und man den Kindern diesen förmlich im Gesicht ablesen konnte. Wenn der erste Geiger beim Spielen völlig aus sich heraus ging, dabei die Augen schloss und lächelte, wusste ich, dass das es sich gelohnt hatte. Diesen Moment werde ich nicht vergessen.

Nach den Proben am Samstag fand dann (unabhängig von unserem Orchesterworkshop) ein Teachers-Concert statt, also auch kein freier Abend. Alle Lehrer waren dazu angehalten, etwas zu präsentieren... allein oder mit anderen zusammen... insgesamt ein wirklich schönes Konzert. Unsere Tanzaufführung wurde „leider“ aus dem Programm gestrichen, da dieses zu lang wurde, was mir ehrlich gesagt auch ganz recht war. Die Kinder müssen ja nicht unbedingt sehen, wie ungeschickt wir Europäer uns im afrikanischen Tanz anstellen...Auch so wurde es ein langer Abend, schließlich ging es Sonntag Morgen ja mit den Pirates weiter. An dieser Stelle sei noch der „Holy Service“ erwähnt, den ich am Sonntag Morgen die Ehre hatte, zu halten -also eine Art Andacht. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass die Kinder das so ernst nehmen und so ruhig sein würden. An dieser Stelle war ich ehrlich beeindruckt. Religion wird hier tendenziell viel ernster genommen, als das in Deutschland der Fall ist - die meisten Kinder sind es einfach gewöhnt, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen.


Holy Service

Aufgrund des Regens mussten wir jedoch die für Montag geplante Aufführung unseres Werkes um einen Tag verschieben. (Allzu nasses Wetter macht sich bei einer Open-Air-Bühne nun einmal schlecht, auch wenn es bei dem Klima hier durchaus sehr angenehm ist.)
 Einer unserer in einer Auflage von 400 Stück gedruckten, professionell designten Werbeflyer
Das Konzert am Dienstag Abend war dann der krönende Abschluss unseres Projektes. Außer dem Orchester spielten noch Quartette und das kleine Ensemble. Das Beste waren aber die beiden Moderatoren, zwei unserer Piraten in voller Montur mit herrlichen Bierbäuchen, die das Konzert, deren schauspielerische Leistung das Ganze zu einem echten Theatererlebnis machte. Die Geschichte von zwei Piraten auf einem verlassenen Schiff, die letztendlich nach langer Suche ihre Mannschaft - also das „Piratenorchester“- wiederfinden. Die beiden könnten mit einer Comedy-Show sicher sehr erfolgreich sein. Dass wir dabei kaum Publikum hatten, war zwar schade, aber insofern auch nicht weiter schlimm. Nach unserer Piratenmusik, dem Höhepunkt des Konzerts waren die Kinder so begeistert, dass letztendlich alle das Stück noch einmal spielen wollten. So präsentierten wir dieses also noch ein zweites Mal in Folge, nun umso begeisterter!

„And when are we having the next Orchestra-Workshop?“, wollten einige wissen. -Ja, das werden wir sehen. Bisher ist nichts dergleichen geplant und in Anbetracht der Zeit und Mühe, die dieses Wochenende gekostet hat, werden wir uns das gut überlegen. Schön ist es dennoch, diese Frage zu hören.

Pirates of the APC

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