Montag, 30. Mai 2011

Neues aus Namibia...


Hallo mal wieder! Hier folgt nun endlich wieder ein Bericht, den ich vor fast zwei Wochen geschrieben habe, aber jetzt erst dazu komme, ihn zu veröffentlichen...

Eine erfreuliche Nachricht: Kaum zu glauben, aber ich habe nun tatsächlich wieder einen funktionstüchtigen Computer MIT Ladekabel… ^^nachdem ich die letzten Monate schwer erreichbar war und mein Blog leider auch ziemlich darunter gelitten hat, kann ich nun wieder Kontakt zur Außenwelt aufnehmen! Also an alle, die meine Berichte nach wie vor verfolgen möchten: Ich werde mich bemühen, euch wieder etwas besser zu informieren. Technisch möglich ist es ja jetzt zumindest.
Momentan nutze ich wieder ausgiebig den Luxus eines Computers und stelle aufs Neue fest, wie zeitraubend ein solches Gerät ist. Von Vorteil ist es dennoch ohne Zweifel, da ich mich nun so langsam online fürs Studium bewerben muss…
Nun aber zu der Frage, wie ich die letzten Wochen verbracht habe… Nachdem ich Ende März wieder in Tsumeb angekommen war und mit der Arbeit wieder loslegen wollte/musste, kam mir bald eine ziemlich schlimme Grippe dazwischen, gegen die selbst Antibiotikum nicht viel ausrichten konnte. Ich lag eine Woche im Bett und schleppte mich danach irgendwie durch die Gegend. Immerhin war ich damit nicht die Einzige in meinem Umfeld, was einigermaßen tröstlich war. Scheinbar hatte das mit der verschmutzten Luft Tsumebs aufgrund der Mine zu tun, welche die Atemwege angreift … Doch irgendwie wurde ich meine Krankheit wieder los und mit meiner Motivation ging es auch wieder bergauf, was für meine Arbeit eindeutig von Vorteil war.

Tee, Buch, Wollsocken, viele Medikamente...klar, Antibiotikum

 Da es über den Arbeitsalltag wenig Spannendes zu berichten gibt, werde ich mich auf den Rest konzentrieren. Hinter mir liegen nämlich wieder einmal drei Wochen Osterferien. –Ich hoffe, hier entsteht nun nicht der Eindruck, ich würde ständig Urlaub machen. Gewisse Vorteile hat es aber schon, an die Schulferien gebunden zu sein.  Da ich jedoch außerhalb dieser schon lange gereist war, sollte ich nun etwas von meinen Urlaubstagen kompensieren und bekam die ehrenvolle Aufgabe, sämtliche Noten im APC zu sortieren. Ein absolut aussichtslos scheinendes Unterfangen, angesichts der Ausmaße und des Zustandes der Bibliothek…

Ostereier im Sand 
Vorher hatte ich jedoch noch das lange Osterwochenende zum Erholen, an Feiertagen wird schließlich nicht gearbeitet. Da ich mich ungern in Tsumeb langweilen wollte, beschloss ich am Freitag Abend kurzfristig mit Carina und Anna, zwei deutschen Lehrer-Praktikantinnen aus Tsumeb, Samstag früh nach Swakopmund aufzubrechen. Spontanaktionen sind einfach die besten! Wir stellten uns also an die Tankstelle und wurden nach einiger Zeit auf einem offenen Anhänger mitgenommen –die schönste Art, zu reisen. Es wurde ein herrliches Wochenende, obwohl wir, als wir ankamen noch nicht einmal eine Unterkunft für die Nacht hatten. (Nach einigem Hin und Her bekamen wir von dem Bekannten eines Bekannten eines Bekannten den Schlüssel zu einer gerade ungenutzten Ein-Zimmer-Wohnung, die wir für uns allein hatten. –Namibia ist super!) Obwohl es fürchterlich kalt war, verbrachten wir viel Zeit am Strand und ich genoss es, am Meer zu sein! Dort wurden Sonntag natürlich Ostereier versteckt, denn das darf schließlich nicht fehlen! Und typisch Swakopmund: Frühstücken im Café, später noch Kaffee trinken gehen, abends irgendwo Pizza essen, anschließend gemütlich in einer Bar sitzen… so lässt es sich leben!
Hier ein paar Eindrücke von einem wunderbaren Wochenende:

Fotoshooting am Strand...




Noten, Noten, Noten….
Die nächste Woche war recht eintönig. Noten sortieren von morgens bis abends. Wenn ich dann völlig erledigt ins Bett fiel, sah ich vor meinen geschlossenen Augen nichts als Noten. Doch das Ergebnis ist schon sehenswert: Die gesamte Notenbibliothek ist nun systematisch geordnet. Nach Instrumentengruppen, Anzahl der Stimmen, Schwierigkeitsgrad, Alphabet… naja. Ein bisschen stolz bin ich schon und ich finde, das darf ich auch.^^

Unglaublich, was im APC für Noten lagern...

Nach Süden, nach Süden!
Große Urlaubspläne hatte ich keine, abgesehen davon fehlten dazu auch die finanziellen Mittel. Dennoch zog ich los Richtung Windhoek und weiter nach Süden, um wenigstens einmal diesen Teil des Landes gesehen zu haben. In Rehobot besuchte ich Leah (ebenfalls weltwärts-Volunteer) und fuhr dann mit Janis, einem anderen Freiwilligen weiter nach Keetmanshoop, wo dieser arbeitet. Etwas Großartiges zu sehen gab es dort nicht, doch die noch viel weitere und noch dünner besiedelte Landschaft beeindruckte mich sehr.  Im Übrigen habe ich in Keetmanshoop zum ersten Mal in Namibia einen richtig guten Chor gehört, den Southern Youth Choir, der wirklich einen unheimlich schönen Klang hat. Ich hatte die Ehre, in der Probe ein bisschen mitsingen zu dürfen.

Auf dem Weg nach Rehobot bei anhaltendem Nieselregen und Sonnenschein

Landschaft des Südens


Reisen mit Minimalausrüstung…
Am Wochenende fuhren Philip, Johannes, Friedemann und ich zuerst nach Okkakarara und von dort weiter per Taxi zum Waterberg. Obwohl diese Aktion schon etwas länger im Voraus beschlossen worden war, war die Planung mangelhaft. Tja, Organisation wird ja sowieso überbewertet… So hatten wir schließlich nur ein einziges Zelt, aber kein Problem! Unter freiem Himmel zu schlafen, hat ohnehin viel mehr Stil.^^ (Über meinen dicken Schlafsack war ich dann aber ganz froh… ) Zudem hatten wir zwar an einen Campingkocher samt Topf, nicht aber an Teller oder Besteck gedacht. Letzteres borgten wir von unseren Nachbarn, um dann zu viert aus einem Nudeltopf zu essen –echter Campint-Style! Den Samstag verbrachten wie mit Herumliegen am Pool, auf den Berg zu steigen, wäre ja mit Anstrengung verbunden gewesen… Auf den Waterberg kletterten wir also erst Sonntag früh kurz vor unserer Abfahrt. Dann nahmen uns zwei Touristen mit nach Windhoek, von wo aus am Montag Morgen unser Zwischenseminar begann.

Früh morgens auf dem Waterberg


Fahrt nach Windhoek: Zu viert auf der Rückbank eines Touristenautos!


Fünf Tage „nachhaltig“ leben.
Das Seminar fand auf NaDEET (Namibia Desert Enviromental Education Trust) , einer sehr abgelegenen Station in der Namib-Wüste, statt, wohin wir etwa 6 Stunden mit Bussen unterwegs waren. Die Landschaft war herrlich und ich zweifelte tatsächlich, ob wir uns wirklich in der Wüste befanden. Überall wuchsen Gräser und tauchten alles in ein zartes Grün. Es hatte in diesem Jahr wohl in ganz Namibia ungewöhnlich viel Regen gegeben. Der Sand der Dünen hatte einen rötlichen Farbton und im Hintergrund sah man Berge. 

Die Namib-Wüste -aufgrund des Regens erstaunlich grün


Das Camp –anders ist es nicht zu bezeichnen- war ganz und gar auf eine nachhaltige, umweltfreundliche Lebensweise ausgerichtet. Wir schliefen in Bungalows, deren „Dächer“ aus durchsichtigen Schattennetzen und die Einrichtung aus 8 Matratzen und ebenso vielen Wolldecken bestanden. Fließend Wasser gab es nur in der Küche, in den Bädern standen zum Waschen große Wassertanks. Die Dusche bestand aus einem Eimer, den man an einem Seil hochziehen und dann ein Ventil öffnen konnte. Warmes Wasser gab es, sobald die Sonne die Solar Heater erwärmt hatte. Die Toiletten, sogenannte long-drop composting toilets funktionierten ohne Spühlung, keine Details… Gekocht wurde mit Solar Cookers. Diese Lebensweise bedeutete zwar den Verzicht, auf so manchen angenehmen Luxus, ich fand es aber dennoch ziemlich interessant. Und mit dem Kaltduschen konnte ich mich ganz gut abfinden.
Auf diesem Seminar kamen zum ersten und einzigen Mal alle 43 ded (inzwischen GIZ)- Freiwilligen zusammen und zusammen hatten wir sehr viel Spaß. Es war gut, sich über Namibia, Reisen, Projekte, Probleme und Vieles mehr auszutauschen. Zudem war genug Zeit für Kniffel, Volleyball, Sundowner auf der Düne, Lagerfeuer….Eine kleine Wüstenwanderung stand auch auf dem Programm, bei der wir Tiere und Pflanzen der Namib erklärt bekamen. 

Kurze Verschnaufpause während der Wüstenwanderung




Herrliches Farbspiel nach dem Sonnenuntergang


Leider habe ich vergessen, wie viel Wasser und Strom wir verbraucht haben, bzw wieviel Müll wir in diesen 5 Tagen produziert haben. Vor unserer Abreise wurde unser „ökologischer Fußabdruck“ genau analysiert und dieser war auf jeden Fall erstaunlich groß.
Freitag ging es also zurück nach Windhoek, wo die Meisten von uns noch ein lustiges Wochenende verbrachten. Ein Teil der Freiwilligen reist bereits in 8 Wochen wieder aus, weshalb wir uns vorsorglich schon einmal verabschiedeten. Die Vorstellung, jetzt wieder nach Deutschland zu kommen, ist schon seltsam und es ist kaum zu glauben, dass die Zeit bald schon wieder um ist. Natürlich freue ich mich, und trotzdem…
Sonntag ging es dann wieder nach Tsumeb, wo wir –Überraschung!- alles genau so vorfanden, wie es immer war. Nun geht der Alltag wieder los und der letzte Teil meines Freiwilligenjahres beginnt. Genau drei Monate sind es noch, bis ich nach Hause komme.