Dienstag, 7. Dezember 2010

Auf in die Sommerferien!

Die letzten Tage waren erfüllt von Ferienstimmung, denn die großen Sommerferien stehen bevor. Im Grunde begannen diese schon vor zwei Wochen langsam und schleichend, was sich daran zeigte, dass kontinuierlich weniger Kinder zum Unterricht erschienen und wir Lehrer somit zunehmend mehr Freizeit hatten. (Die Kinder waren natürlich alle „busy“, da sie für ihre Exams lernen mussten.... na sicher!) Die Tage wurden immer entspannter und ich kam häufiger dazu, einfach ein bisschen „just for fun“ gemeinsam mit anderen Musik zu machen, Freistunden ganz entspannt mit Nichstun und netten Unterhaltungen zu genießen oder verschiedene Instrumente auszuprobieren. Auch wenn es in diesem Stil meinetwegen noch eine Weile hätte weitergehen können, wurde es für die Ferien doch langsam auch Zeit. Irgendwie habe ich das Gefühl, diese dringend nötig zu haben und mir auch wirklich verdient zu haben. Auch wenn die Arbeit Spaß macht, brauche ich nun auch eine Pause, um nächstes Jahr wieder mit neuer Motivation anzufangen.

Der genaue Termin für den Beginn sowie das Ende der Ferien sind übrigens, wie gehört habe, jedes Jahr wieder Anlass für große Diskussionen. Offiziell schließen die Schulen am 8.Dezember, an dem es auch die Zeugnisse gibt. Für die Meisten. Ein Teil der Kinder hat diese jedoch schon heute erhalten. Es gibt auch Schüler, die seit zwei Wochen keine Schule mehr besuchen mit der Begründung: „At school we do nothing any more.“ Da für die älteren Klassen die Prüfungen stattfinden, sind die Lehrer anderweitig beschäftigt... Da kann man seine Zeit ja durchaus auch mit sinnvolleren Dingen verbringen. (Zum Beispiel können diese Kinder ja den Vormittag nutzen, um mein kürzlich erworbenes Fahrrad zu reparieren, was ich im Grunde ganz gut finde.) Da Einige ein paar Tage vor Ferienbeginn schon in den Urlaub fahren, beschließen wohl manche Schulen dann einfach spontan, eher zu schließen. Auch die Kommunalwahlen am letzten Novemberwochenende stellen in der Hinsicht ein Problem dar, da hierfür alle in ihre Heimatorte, die Meisten in den Norden, fahren müssen und ältere Schüler dafür frei bekommen. Da stellt sich dann die Frage, ob es sich für die paar Tage überhaupt noch lohnt, zurück zu fahren und den Unterricht zu besuchen... All dies sorgt wohl jährlich für ein riesiges Chaos, und auf die Frage, wann denn die Ferien anfangen, antwortet jeder etwas anderes oder sagt nur: „Mal sehn.“ -Etwas, was in Deutschland unvorstellbar wäre.

Wie verbringt man nun die großen sechswöchigen Sommerferien? Die meisten Menschen hier sind Ovambos und kommen aus dem Norden des Landes. Über Weihnachten fahren sie also nach Hause zu ihren Familien nach Ovamboland, wo sie auch bei der Ernte helfen. Ein Großteil der Leute ist also in den Ferien nicht hier und ich frage mich, ob es in Tsumeb dann wohl deutlich ruhiger sein wird. Das wird sich zeigen.
Für uns geht es zunächst jedoch weiter mit der Musik und dem APC. Am Donnerstag werden wir mit einer Gruppe Lehrer und Schüler nach Swakopmund zu der jährlich stattfinden Musikwoche fahren, die wohl von Deutschen geleitet wird und somit ziemlich deutsch sein soll. Neun Tage lang unter professioneller Leitung (!) in einem Orchester spielen und mich zur Abwechslung endlich einmal wieder selbst unterrichten zu lassen (sogar einen Flügel soll es geben), das wird sicher herrlich. Auf die Stadt bin ich sehr gespannt, da ich über deren deutschen Stil schon sehr unterschiedliche Meinungen gehört habe. Auf jeden Fall dürfte das Klima angenehm kühl werden.

Für mich ist es seltsam, dass Weihnachten in den Sommerferien liegt und die Adventszeit in diesem Jahr völlig untergeht. Der einzige Hinweis darauf sind die Kitsch-Weihnachtsmänner und Christbaumkugeln im Supermarkt sowie mein Adventskalender, was jedoch Winter, Schnee und Weihnachskekse auch nicht ersetzen kann. Wenn ich darüber nachdenke bekomme ich zugegebenermaßen schon ein wenig Heimweh. Vieles wird wohl ganz anders sein in diesem Jahr... Weihnachtkerzen legt man in Salzwasser ein und lagert sie eine Weile im Gefrierfach, wie ich erfahren habe, damit sie Heilig Abend nicht völlig zerlaufen und sich verbiegen.
Ein Weihnachten am Strand hat kann jedoch auch nicht jeder vorweisen, das ist tatsächlich etwas völlig anderes. Ich werde dieses mit vielen anderen Freiwilligen in Swakopmund verbringen und in der Sonne sitzend halb wehmütig halb schadenfroh an euch alle im kalten verschneiten Deutschland denken. Vielleicht ist es bei den gemäßigten Temperaturen dort sogar möglich, Weihnachtsschokolade zu essen, bevor diese sich verflüssigt hat...

Über Silvester ist eine Tour nach Kapstadt, Südafrika geplant, wo es sich sicherlich schön feiern lässt. Nach dem anschließenden Zwischenseminar vom deutschen Entwicklungsdienst in Windhoek sind die Ferien auch schon wieder vorbei. Immerhin ist eines ganz wie zu Hause: Die Ferien sind schon im Voraus völlig ausgeplant.

(Die zahlreichen Weihnachtsbriefe an mich solltet ihr übrigens nun so langsam abschicken, damit sie mich rechtzeitig erreichen.^^ Zur Erinnerung die Adresse: APC, PO: 223, Tsumeb, Namibia)

Ich wünsche euch allen noch eine schöne und hoffentlich nicht zu stressige Adventszeit!